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Führungspotential im Wandel: Ein Blick hinter die Kulissen mit Jochen A. Rotthaus

Die sich rasant wandelnde deutsche Arbeitswelt hat die Art und Weise, wie administrative und Managementberufe wahrgenommen werden, entscheidend geprägt. Ein Blick auf die neuesten Entwicklungen offenbart eine Verschiebung hin zu agilen Organisationsstrukturen und flexiblem Management, um den Herausforderungen der modernen Geschäftswelt gerecht zu werden. Diese Erkenntnisse basieren auf Daten des Statistischen Bundesamts (Destatis) und des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). 

Der Zusammenhang kann also in beide Richtungen interpretiert werden: So wie die sich wandelnde Arbeitsstruktur neue Managementberufe hervorbringt, so hat auch die Wahrnehmung und Vorstellung von Führungspotentialen Auswirkungen auf unser Verständnis von zwischenmenschlicher Interaktion, Kommunikation, Kooperation und letztlich auch auf unsere Berufswünsche und -ziele.

Im Mittelpunkt dieser Transformation stehen verstärkte Bemühungen um interdisziplinäre Zusammenarbeit und die gezielte Förderung von Führungsqualitäten auf verschiedenen Hierarchieebenen. Unternehmen erkennen zunehmend die Notwendigkeit, in eine vielseitige und dynamische Führungskultur zu investieren, um den Anforderungen eines sich ständig verändernden Geschäftsumfelds gerecht zu werden. 

Viele junge Studenten, die an der Universität drei bis sechs Jahre nutzen, um ihren Berufswunsch in der Zukunft zu verwirklichen, stellen sich immer wieder die Frage: 

Wie kann ich das Optimum im Beruf, meinen Zielen, Präferenzen und Wünschen mit den Herausforderungen in Einklang bringen? Woran merkt man, dass man Potential zur Führungsrolle hat? Inwiefern bereitet mich theoretisches Wissen darauf vor, um mich, die Welt und die Dynamiken im Business erklären, deuten und anwenden zu können? Sind solche Eigenschaften einer Person mit administrativen Obligationen angeboren oder erwirbt man solche erst?

In diesem Kontext führte ich ein exklusives Interview im Mai 2023 mit Jochen A. Rotthaus, dem ehemaligen CEO der Fußball-Bundesliga, zu faszinierenden Einsichten in die Realitäten des Führungspotenzials. Seine beeindruckende Karriere, die von der Vermarktung des legendären Tatorts, „Tigerenten-Clubs“ bis hin zur Geschäftsführung von mehreren Bundesligavereinen (Vfb Stuttgart, Bayer 04 Leverkusen, TSG 1899 Hoffenheim) reicht, diente als exemplarische Fallstudie für die neuen Anforderungen an moderne Führungskräfte. Rotthaus, ein Visionär in der Sportmanagement-Welt, entlarvt eine beunruhigende Realität: Immer weniger Studierende trauen sich den Sprung in Führungspositionen zu.

Allerdings, so Rotthaus, könne nicht jeder eine Führungskraft werden. Dies sei vergleichbar mit der Dynamik in einer Fußballmannschaft, in der nicht jeder Stürmer oder Torwart werden könne. Wie in einer Fußballmannschaft sei auch jedes Arbeitsteam eine Mischung aus Menschen mit unterschiedlichen Eigenschaften, Stärken und Vorlieben.

Die Diskussion mit Rotthaus erstreckte sich von der Bedeutung theoretischen Wissens für den späteren Beruf, über die Entwicklung von Führungspotential hin bis zu den Herausforderungen, die sich in der sich verändernden Arbeitswelt stellen. Die betonten Werte von Disziplin, Dynamik und der Entschlossenheit, aus der Erfahrung zu lernen, sind nicht nur sind nicht nur als Ratschläge für den Einzelnen zu verstehen, sondern auch als Appell an Unternehmen, eine unterstützende Umgebung für aufstrebende Führungskräfte zu schaffen, so Rotthaus. Trotz der Notwendigkeit von praktischer Erfahrung und „Mut zur Veränderung“, sei theoretisches Wissen aus dem Studium wesentlich, um für sich selbst und den Berufsalltag eine „Strukturiertheit“ und „Selbstständigkeit“ zu entwickeln. Zudem bieten die meisten Universitäten und Hochschulen die Möglichkeit, in Kontakt mit anderen und Neuem zu treten und sich in eine erste Richtung zu bewegen.

Zum Thema Führung seien Authentizität, die Balance zwischen Nähe und Distanz sowie die unumgängliche Lehre aus Fehlern Eckpfeiler für persönliches und berufliches Wachstum. Rotthaus betonte, dass eine erfolgreiche Führungspersönlichkeit “vertrauensvolle, verlässliche Kommunikation und Führung“, “Vorbildfunktion“, “Mut zu schnellen Entscheidungen trotz möglicher Fehler” und die “Lust auf Risiko” verkörpern könne und sollte.

Besonders beeindruckend empfand ich den letzten Punkt, in dem Rotthaus die Vor- und Nachteile einer Position als CEO ansprach. Er betonte, dass man sich neben der Verantwortung gegenüber dem Team und der Freiheit auch auf die Missgunst anderer einstellen müsse. Die Offenbarung, dass er selbst nie eine Maske aufsetzen konnte und betonte, dass nicht jeder für ein “House of Cards” geschaffen sei, berührte mich zutiefst. Als ehemaliger Geschäftsführer aller Bundesligavereine gab er einen ehrlichen Einblick in die Herausforderungen und persönlichen Grenzen, die mit einer solch herausragenden Position einhergehen. 

Der inspirierende Vortrag von Jochen A. Rotthaus hat nicht nur eine neue Perspektive auf verantwortungsvolle Führungsberufe gezeigt, sondern auch mit Sicherheit die Neugier der Zuschauer*innen im Hörsaal, an persönlicher Entwicklung und dem Mut, Fehler als Treppenstufen zum Erfolg zu sehen, geweckt. Neue Horizonte und die Gewissheit, dass sich die investierte Studienzeit auszahlen und den Berufswünschen entsprechen wird, wurden an diesem Abend sicherlich gefestigt.

An der Universität Mannheim – der „Champions League“ – streben wir danach, Führungskräfte und Wissenschaftler auszubilden, die einen progressiven Einfluss auf die Gesellschaft ausüben können. Der Gastvortrag von Herrn Rotthaus passt perfekt zu dieser Mission und wir sind dankbar für die Motivation, die er in jedem einzelnen Studierenden entfacht hat. 

Ein herzliches Dankeschön an den Gastredner und an alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer!

Wer mehr Interviews mit Einblicken in Beruf, Studium und Tipps haben möchte, kann mir auf meinem YouTube-Kanal folgen: AnnaConnects

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