Politik

„The Willow Project“ – Das Brechen von Bidens Versprechen

Es ist März 2020. Während Deutschland mit dem ersten Corona-Lockdown zu kämpfen hat, läuft in den USA der Wahlkampf zur 59. Präsidentschaftswahl. Offizielle Kandidaten:  Joe Biden und amtierender US-Präsident Donald Trump. Nach einigen Kontroversen, welche Donald Trump während seiner Amtszeit zu verantworten hat, ist Joe Biden ein Kandidat, in den viele Amerikaner:innen neue Hoffnung stecken. “Keine Bohrungen mehr, auch nicht vor der Küste. Keine Möglichkeit für die Ölindustrie, weiter zu bohren. Punkt. Ende.” ist eins seiner Versprechen aus seinem Wahlkampf im März 2020, das viele amerikanische Staatsbürger:innen begeistert. Doch drei Jahre später, fast auf den Tag genau, wird Biden dieses Versprechen brechen.

Am 13. März 2023 bewilligt das US-Innenministerium das acht Milliarden Dollar schwere „Willow Project“. Dahinter steht ein äußerst umstrittener Plan zur Ölforderung in Alaska, dem westlichsten Bundesstaat der USA. Durchgeführt und geplant vom Ölkonzern ConocoPhillips, dem drittgrößten Ölkonzern der USA.

Dieser möchte in den kommenden 30 Jahren nach 600 Millionen Barrel Öl in Alaska bohren. Zum einen sollen so Tausende von neuen Arbeitsplätzen geschaffen werden, durch welche der Staat Milliarden von Dollar an Steuern gewinnen würde. Auf der anderen Seite aber würde es den Boden der wohl letzten unberührten Wildnis der USA angreifen.

Um Auswirkungen abzuschwächen, habe das Innenministerium nach eigenen Angaben nur eine „sanfte“ Version des Projekts genehmigt: Anstatt von „ConocoPhillips“ geplanten fünf Bohrstellen, sowie mehreren Straßen und Brücken für Arbeiter:innen, soll es nur drei Bohrstellen und weniger Oberflächeninfrastruktur geben.

Nach Schätzungen der Bundesregierung würde durch das Projekt jedoch genug Öl gefördert werden, um mit jährlich 9,2 Millionen Tonnen an Kohlenstoffverschmutzung den Planeten immer weiter zu erwärmen. Dies entspricht den Abgasen von 2 Millionen Autos jährlich. In den nächsten 30 Jahren wären das also rund 280 Millionen Tonnen zusätzliche Treibhausgase. Die Folgen wären drastisch. Der menschengemachte Klimawandel wird dadurch nur noch schneller befeuert und die lokale Tierwelt, so zum Beispiel Eisbären und Walrosse, wie auch Landabschnitte indigener Völker Nordamerikas wären immens betroffen. Das „National Petroleum Reserve Alaska“, wo das Ganze umgesetzt werden soll, ist zudem ein Naturschutzgebiet.

Schon Donald Trump hat dem „Willow Project“ während seiner Amtszeit seine Genehmigung erteilt. Im Jahr 2021 wurde diese von einem Bundesrichter jedoch wieder eingezogen. Grund dafür waren die nicht berücksichtigten Klimaauswirkungen.

Die Bilanz des „Willow Project“: Ein Feststecken von Jahrzehnte langer Entwicklung fossiler Brennstoffe mit weltweitem, nicht umkehrbarem Ausmaß.

Bereits über eine Millionen Briefe wurden an das Weiße Haus geschrieben, um die Umsetzung zu stoppen. Über vier Millionen Menschen unterschrieben die Petition „Stop the willow project“ und im Internet trendet der Hashtag #stopwillow, um auf das Projekt und dessen Auswirkungen aufmerksam zu machen. Die Reaktionen der Menschen sind erheblich. Diese reichten über Angst, Wut bis zu Empörung.

Angst darüber, welche immensen Folgen dieses Projekt mit sich bringen wird. Wie werden die Menschen, die Tiere und die Natur unter den Auswirkungen leiden müssen?

Wut darüber, dass Biden seine eigenen Versprechen nicht einhielt. So zum Beispiel auch, dass die USA bis 2050 Klimaneutral wird und zum Pariser Klimaabkommen zurückzukehrt.

Und Empörung darüber, dass die Zukunft unserer Erde, und damit auch die Zukunft ganzer Generationen und Lebenswelten, durch Ölkonzerne wie ConocoPhillips zur Ware wird. Eine Zukunft, die ein 80-jähriger Mann, wie es Joe Biden ist, ohnehin nicht mehr erleben wird.

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