Ein neues Lebenskapitel beginnt und eine große Veränderung steht bevor. Die Unibewerbungen sind abgeschickt, die Zulassung hat man erhalten und jetzt wird es für viele ernst: Umzug in die Unistadt. Für die, die nicht in der unmittelbaren Nähe ihrer Heimatstadt studieren, geht (gefühlt zumindest) der eigentliche Stress erst da richtig los. Wenn man keinen der wenigen Wohnheimplätze ergattern kann, heißt es für viele WG- oder Wohnungssuche. Doch was sind eigentlich meine Optionen? Und sind diese dann eigentlich auch bezahlbar? Was für Probleme können sich unterwegs auftun? Und wie stark belastet uns das zusätzlich? Ich habe ein paar Kommilitonen nach ihren persönlichen Erfahrungen damit befragt und wollte wissen, wie sie diese große Veränderung empfunden haben.
Bevor Fragen nach der Wohnsituation überhaupt relevant werden, muss man erstmal berücksichtigen, dass nicht jeder zu Semesterbeginn schon eine Bleibe gefunden hat. Obwohl die meisten mehrere Monate davor mit der Suche beginnen, gibt es einige, die trotzdem noch keine Wohnung haben. Die Gründe dafür sind unterschiedlich: zu hohe Preise, zu spät begonnen oder doch einfach nur Pech. Dies spiegelt sich auch darin wider, dass sehr viele sich schon im Vorfeld Sorgen gemacht haben, ob sie überhaupt etwas finden werden. Alle Befragten empfinden die Suche zumindest als mittlere psychische Belastung.
Wenn man nach den idealen Vorstellungen der Erstis fragt, ist für fast alle die Lage in der Stadt beziehungsweise vor allem die Nähe zur Uni von sehr hoher Bedeutung. Dies hat wahrscheinlich auch damit zu tun, dass die Möglichkeit eventuell doch Pendeln zu müssen einer der Faktoren ist, der die Studenten am meisten beschäftigt. Man möchte schließlich so wenig Zeit wie möglich damit verschwenden und bestmöglich am Unileben teilnehmen können. Auch das fließt wahrscheinlich für viele in die endgültige Entscheidung für einen Unistandort mit ein. Je weiter man von der Heimat und den Eltern wegzieht, umso dringender wird es, eine neue eigene Bleibe zu finden.
Des Weiteren ist natürlich auch die Art der Unterkunft von entscheidender Bedeutung. Ob Wohnheim, ein WG-Zimmer oder doch die eigene Wohnung das Richtige für einen ist, sollte wohl überlegt sein, schließlich muss man sich dann oftmals auch mit Mitbewohnern arrangieren, die man kaum kennt. Am Ende hängt es aber natürlich vor allem davon ab, welche Optionen es in der Realität tatsächlich gibt. Zumal diese ja auch noch bezahlbar sein müssen. Zusätzlich werden einem während der Suche auch noch verschiedenste weitere Steine in den Weg gelegt. Auf der geläufigen Plattform wg-gesucht.de begegnet dem Suchenden von mangelnden Rückmeldungen, utopischen Preisen sogar bis hin zu sexuellen Anfragen und FKK-WGs so ziemlich alles, was man sich nur vorstellen kann.
Doch wie kommt es überhaupt zu all diesen Problemen? Und kommt es einem nur so vor, als wäre die Wohnungssuche für Studierende in den letzten Jahren nur noch schlimmer geworden?
Die günstigste Option für Studenten auf Wohnungssuche ist und bleibt das Zimmer im Wohnheim. Jedoch gibt es bundesweit insgesamt nur 196.000 Wohnheimplätze, die von den Studierendenwerken angeboten werden. Das reicht leider nur für 10% der Studierenden. Dabei kritisiert das Deutsche Studierendenwerk außerdem, dass zwar die Anzahl der staatlich geförderten Studienplätze um 50% angestiegen ist, die staatlich geförderten Wohnheimplätze hingegen nur einen Anstieg um 7% verzeichnen können.
Außerdem sind die Mietpreise für Studentenwohnungen 6,2% höher im Vergleich zum Vorjahr. Ähnliches gilt auch zusätzlich für die Nebenkosten. Dabei liegt Mannheim mietpreistechnisch sogar eher im Mittelfeld im Vergleich zu anderen Standorten wie Frankfurt oder München.
Zudem wird aber auch die Finanzierung immer schwieriger. Der BAföG-Wohnzuschlag beträgt maximal 360 Euro, wovon man sich in den meisten Städten nicht besonders viel leisten kann. Selbst von der Reform im letzten Jahr profitieren nur wenige, da nur 16,7% der Studierenden überhaupt BAföG beziehen. Abgesehen von der staatlichen Förderung sinkt aber auch die Attraktivität des KfW-Studienkredits deutlich, da der Zinssatz in den letzten Jahren rasant bis auf fast 8% angestiegen ist.
Eine weitere Problematik ist das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage. Im Segment für studentisches Wohnen ist beispielsweise in Mannheim ein Angebotsrückgang von -3% zu verzeichnen. Dazu kommt jedoch eine gestiegene Nachfrage. Auch unser Unistandort kann mit 1,3% eine überdurchschnittliche Zuwachsrate verzeichnen.
Letztlich kann man also sagen, dass sich die Wohnungssituation für Studierende in verschiedenen Aspekten verschlimmert hat. Hoffen kann man aber auf “Junges Wohnen”, ein Programm der Bundesregierung. Mit 500 Millionen Euro sollen ab April 2023 5700 neue Wohnheimplätze geschaffen werden.
Wohnungssuche, Umzug und natürlich auch das eigentliche Studium sind alles wichtige Schritte in diesem neuen Lebensabschnitt. Für die meisten bedeutet dies ganz viele neue Herausforderungen: die Suche selbst, Sorgen über den Mietpreis, mit neuen Mitbewohnern arrangieren und erstmals in einer fremden Stadt wohnen. Aber diese grundlegenden Veränderungen gehören zum Erwachsenwerden dazu und bringen uns alle ein Stück weiter in diesem nächsten Kapitel.
Quellen:
– https://www.tagesschau.de/wirtschaft/studentisches-wohnen-100.html (Artikel vom 28.9.2023).
– https://mlp-se.de/redaktion/mlp-se-de/studentenwohnreport-microsite/2023/report/mlp-studentenwohnreport-2023-geschuetzt.pdf (Studentenwohnreport 2023 des Finanzdienstleisters MLP in Zusammenarbeit mit dem Institut der Deutschen Wirtschaft (DIW).